Die Bartmeise

Sytematik

Klasse : Vögel (Aves)
Ordnung : Sperlingsvögel (Passeriformes)
Familie: Timaliidae
Wissenschaftlich: Panurus biarmicus

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet der Bartmeise umfasst das mittlere und östliche Eurasien, ist inselartig zersplittert, da die Art auf Schilfgebiete beschränkt ist. Die VErbreitungsschwerpunkte in Europa liegen in Rumänien, Russland und Österreich (Neusiedler See). In Deutschland kommt die Art nurlokal als seltener und unregelmäßiger Brutvogel vor, besonders im Nordosten. Dauerhafte Ansiedlungen gibt es auf großen Flächen mit mehrjährigen Beständen von Schilf sowie anderen Röhrichtpflanzen, die in wärmeren Gebieten liegen. In geeigneten Schilfgebieten können bis zu 2000 Brutpaare je Quadratkilometer leben.

Sie gehört gehört nicht zur Familie der Meisen ( wie der Name vermuten läßt ), sondern zur Gattung der Timalien. Bartmeisen leben hauptsächlich in Schilfgebieten.

 

Geschlechtsbestimmung

Männchen:
Das Männchen ist am Kopf und Nacken achatgrau bis bläulich gefärbt, hat einen gelben Schnabel und an den Wangen den schwarzen Bartstreifen. Das untere Schwanzgefieder ist schwarz. Die Iris ist gelblich bis orange gefärbt.

 

Weibchen:

Das Weibchen hat einen dunklen Schnabel, überhaupt keinen Bartstreifen und die unteren Schwanzdeckfedern sind hellbraun, der Kopf ist graubraun. Im Allgemeinen ist es etws kleiner als das Männchen. Sowohl die Männchen als auch die Weibchen haben ein seidiges Gefieder, runde Flügel und einen langen Schwanz. Die Fußgelenke sind sehr stark, damit sie sich im Schilf gut festhalten und bewegen können.

 

Haltung und Unterbringung in Menschenobhut

Meine Bartmeisen leben in einer gut bepflanzten Außenvoliere mit angrenzendem Schutzhaus. Die Außenvolieren sind natürlich bepflanzt mit Buchsbaum, Holunder, Ilex, Thuja etc. Durch die Bepflanzung mit den verschiedensten Gewächsen habe ich die Volieren von oben offen gelassen (also nur das Drahtgeflecht) . Die Seiten werden im Frühjahr zusätzlich noch mit Kiefernästen ausgeschmückt. Dort werden Nisthilfen (Säbelsche Nistklötze, Kaisernester und Kanariennistkörbchen) in verschiedener Höhe befestigt.

Da Bartmeisen überwiegend Schilfbewohner sind, bietet es sich an, etwas Schilf in der Voliere zu haben. Hierzu eignet sich sehr gut Altschilf, was büschelweise in die Voliere gestellt werden kann. An den Rohrkolben knabbern die Bartmeisen dann sehr gerne herum und holen dort die sich darin befindlichen Kleinlebewesen heraus. Auch die Samen des Rohrkolbens werden dabei gerne aufgenommen.

Meine Bartmeisen leben paarweise in den jeweiligen Volieren. Da sie, da sich auch andere Vögel in der Voliere befinden, gerne an deren Nester gehen um sie zum Brüten zu benutzen, empfielt es sich, mehrere Nistmöglichkeiten anzubieten.

Als Nistmaterial gebe ich Kokosfasern, Scharpie, Tierhaare, Heu und Moos.

Verträgt sich das Paar, wird es bald mit der Balz und der Paarung, dann mit dem Nestbau und schließlich der Eiablage beginnen.

 

Zuchtvorbereitungen

Hierzu gehört, wie schon oben beschrieben, hauptsächlich die Umstellung des Futterangebotes. Ab Ende Februar / Anfang März muss der Anteil an Lebendfutter immer mehr und mehr gesteigert werden. Zusätzlich empfielt es sich in den Schutzräumen oder Innenvolieren die Lichtdauer langsam auf eine Dauer von 15 Stunden pro Tag zu erhöhen. Hierdurch bringt man die Vögel in Brutstimmung, welche auch in der Natur durch das wachsende Nahrungsangebot und das längere Tageslicht ausgelöst wird.

 

Zärtlichkeitsfüttern

Beim Zärtlichkeitsfüttern bettelt das Weibchen das Männchen wie ein Jungvogel an, es macht sich klein und sperrt von unten her mit zitternden Flügeln, während das Männchen sich groß macht und von oben her aus dem Kropf füttert.

 

Halmbalz

Je nach dem wie stark der Wachstum der Gonaden fortgeschritten ist, beginnt das Männchen dem Weibchen einen Halm -wie beim Schnabelflirt- anzubieten. Der Hahn bringt der Henne kleine Geschenke in Form von Zweigen oder Halmen.

 

Begattung

Mit gesträubtem Bauchgefieder und erhobenem Schnabel sitzt das Männchen in unmittelbarer Nähe des Weibchens. Flügelschlagend hält es sein Gleichgewicht und führt die Begattung aus. Hierbei hat des Öfteren einer der Bartmeisen, manchmal auch beide, Nistmaterial im Schnabel. Die Begattung findet meistens schon in den frühen Morgenstunden statt, seltener über den Tag verteilt. Sie können mehrmals hintereinander erfolgen. Sexuell stark erregte Bartmeisen können – besonders zu fortgeschrittener Jahreszeit – auf alle einleitenden Handlungen verzichten und sofort zur Begattung kommen. Dann wird aber meistens das Zärtlichkeitsfüttern nachgeholt.

 

Nestbau

Sind die Zuchtvorbereitungen gut getroffen und das Paar harmoniert, wird es schon recht früh im Jahr zur Brut schreiten, meistens schon gegen März.

Das Nest ist ein einfach geformter Napf. Männchen und Weibchen bauen es gemeinsam. Gerne wird hierzu Schilf, Kokosfasern oder Binsen genommen. Die Nestmulde wird meist noch mit Federchen ausgepolstert. In der Natur werden die Nester sehr oft unter umgebrochenen Schilf- oder Binsenbüscheln versteckt, so dass sie von oben nicht einsehbar sind.

 

Ei / Gelege

Die Eiablage findet täglich in den frühen Morgenstunden statt. Ein Gelege besteht in der Regel aus 4-7 schneeweißen Eiern.

Brutbeginn ist nach Ablage des vorletzten Eies. Das Weibchen bebrütet abwechselnd mit dem Männchen 11 - 12 Tage. Bartmeisen machen in Menschenobhut zwei bis drei Jahresbruten. Mehr sollte man auch nicht zulassen, da hier besonders das Weibchen zu sehr beansprucht wird.

 

Schlupf / Aufzucht

Die nach 11-12 Tage geschlüpften dunkelhäutigen Küken werden gerade in den ersten Tagen von beiden Elterntieren abwechselnd gefüttert. Hierbei müssen unbedingt kleinere Insekten in Form von Fruchtfliegen, Pinkies, Getreideschimmelkäferlarven etc. zur Verfügung stehen, da die Alttiere die großen Mehlwürmer noch nicht an die Jungen verfüttern können.

An den Eiweißhaltigen Tierchen sind keine großen Mengen anzubieten, sondern es empfiehlt sich, möglichst oft am Tag kleine Portionen anzubieten. Ansonsten könnte es sein, dass die Jungen überfüttert werden, nicht mehr sperren und von den Altvögeln für tot gehalten und aus dem Nest befördert werden. Es kann auch passieren, dass durch das viele eiweißhaltige Futter die Altvögel wieder zu früh in Brutstimmung kommen und die Jungen verlassen.

Nach ein paarTagen werden die Augen geöffnet und danach sind deutlich die Bettellaute zu hören. Die Beringung sollte zwischen dem 3. und 4 Tag mit entsprechenden BNA-Ringen durchgeführt werden. Hierzu ist es ratsam, die Ringe abzukleben oder zu schwärzen, da die Eltern ihr Nest immer sehr sauber halten und die Ringe für Kot halten können und evtl. den Jungvogel aus dem Nest befördern.

Nach der Nestlingzeit von 10-14 Tagen werden die Jungen dann noch einige Tage von den Eltern weiter gefüttert. Danach, wenn die Bartmeisen selbstständig Futter zu sich nehmen ist es ratsam, sie aus der Voliere zu entfernen, um die Folgebrut nicht zu stören.

Jetzt kann man auch schon die Geschlechter erkennen. Die Männchen haben einen hellrosa-gelblichen Schnabel, währenddessen die Weibchen einen hellrosa-gräulich-gefärbten Schnabel haben.

 

Fütterung

Als Hauptfutter reiche ich täglich eine selbst hergestellte Weichfuttermischung, welche abwechselnd mit Hüttenkäse, geriebenem Apfel, Karotte oder Magerquark angereichert wird. Somit ist es noch bekömmlicher und wertvoller. Jedoch sollte das fertige Futter dann nur erdfeucht und leicht krümelig sein da es die Tiere sonst nicht aufnehmen.

Im Kühlschrank hält es sich etwa eine Woche, so dass man sich einen kleinen Vorrat erstellen kann. Ich bereite es dennoch jeden morgen frisch zu.

Das ganze wird durch Früchte, Beeren und Obst ergänzt.

Im Winter mische ich unter das oben beschriebene Weichfutter ein paar mit einem Vitaminpräparat benetzte Mehlwürmer. Abwechselnd können diese mit Futterkalk oder Bierhefe bestäubt werden, was durch das Vitaminpräparat gut an ihnen haftet.

Im Frühjahr ergänze ich das Weichfutter abwechselnd mit gekochtem Rinderherz, Eigelb usw. Nun ist es an der Zeit die animalische Kost langsam zu erhöhen. 

Als Lebendfutter stehen hierbei zur Verfügung: Ameisenpuppen, Ameisen, Mehlwürmer (mit Vitaminpräparat behandelt), Pinkymaden oder andere Fliegenmaden, Wachsmottenlarven, Mückenlarven, die Drohnenbrut der Bienen usw. Um möglichst gut an fliegende Insekten zu gelangen, habe ich im Garten 2 Lebend-Insektenfallen installiert. Somit stehen den Bartmeisen und natürlich den Jungen frisch gefangene Insekten zur Verfügung. Frisches Wiesenplankton wird ebenfalls sehr gerne aufgenommen und verfüttert.

Im Herbst wird die animalische Kost wieder stark reduziert und dafür mehrere Beeren zugefüttert, welche dann in reichhaltiger Auswahl zur Verfügung stehen. Sehr schnell wird man feststellen, welche Sorten bevorzugt werden. Sehr gerne wird Feuerdorn, Liguster etc. aufgenommen.

In den Wintermonaten ernährt sich die Bartmeise hauptsächlich von Körnerfutter, wie z.B. Perillasaat, Hirse, etc. Da sie im Winter in den großen Volieren zusammen mit verschiedenen Körnerfressern vergesellschaftet sind, steht ihnen deren Futter unbegrenzt zur Verfügung.

Abgesehen von dem oben aufgeführten Futter stehen den Bartmeisen auch Salat, Apfel oder Birne und generell die verschiedensten Obstsorten zur Verfügung. Eine Auflistung der Futterpflanzen finden Sie hier.

Täglich frisches Wasser zum Baden und Trinken getrennt dürfte wohl selbstverständlich sein.

 

Ausklang

Bartmeisen zeigen sich durch ihr ausgeprägtes Sozialverhalten sehr gesellig und friedlich anderen Volierenbewohnern gegenüber aus. Ein schöner Anblick ist es, wenn sie in der Nacht oder bei Kälte eng aneinander gekuschelt im Geäst sitzen.

Mit etwas Aufwand ist die Bartmeise relativ einfach nachzuzüchten und meiner Meinung nach ein schöner Vogel, um in die Weichfresserzucht einzusteigen.